Thursday 31 May 2012

Von Hari's Kitchen Hell zu Cochin Cooking Heaven


Ich sitze gerade recht entspannt auf der Terrasse des

Poovath-Heritage

in Cochin, einem leicht heruntergekommenen, irgendwie aber charmanten denkmalgeschuetzten Hotel, blicke auf den indischen Ozean und beobachte die Aufnahmen zu einem Mollywood-Streifen (also einer südindischen - das M steht hier für Malayalam-Filmproduktion), der gerade am Strand gedreht wird. Bereits die dritte Produktion innerhalb einer Woche, die ich hier in Cochin mitbekomme, was wohl beweisen dürfte, dass die indische Filmindustrie Hollywood inzwischen tatsächlich abgehängt hat, wie ich vor einiger Zeit las, zumindest die Anzahl der Produktionen betreffend. Da hier nun Off-Season ist (der Monsun naht) und ich bei meinem Einzug der einzige Gast war, hatte ich eine ziemlich günstige Verhandlungsposition und so kostet mich die ganze Chose nur ein Drittel des üblichen Preises, also gerade mal Siebzehnfuffzig inkl. Frühstück und Pool. Das Leben meint es gut mit mir.

Auch sonst habe ich es mir in den letzten Wochen schön gemacht. Nach der Coconutbay-Kakerlaken-Cooking-Katastrophe hatte ich mich ja in ärztliche Behandlung begeben (müssen?), sprich in die Hände von Dr. Franklin in dessen Ayurveda-Ressort. Dort wurde mein von Indiens Norden arg gestresster Körper mittels Oelmassagen, spezieller Kost, Gesichtspackungen und Dampfbädern (Letzteres siehe unten - nein, ich war nicht im Dschungelcamp und die gedaempften Froschschenkel sind auch noch dran) wieder hergestellt. Derart wiedererstarkt habe ich dann meinen zwischenzeitlich bereits für den 15. Mai gebuchten Weiterflug nach Bangkok kurzerhand gecancelt und noch ein paar Wochen Indien drangehängt. Nun habe ich es nicht nur im Slowtravelling zu wahrer Meisterschaft gebracht, sondern bin auch in puncto Verwerfen von Reiseplänen ganz vorn dabei. Um ehrlich zu sein: ich habe bislang nicht eines der von mir länger als 3 Tage im Voraus gebuchten Verkehrsmittel, egal ob nun Bahn oder Flugzeug, tatsächlich in Anspruch genommen, irgendwie ist jedesmal wieder etwas dazwischen gekommen, weswegen ich mich bislang vorzugsweise in Bussen vorwärts bewegt habe, die kann man nämlich spontan und kurzfristig buchen (was allerdings eindeutig daran liegt, dass es sich hierbei nicht unbedingt um die bequemste Art des Reisens handelt...). Wäre ich also nicht vorher schon ein großer Fan der Deutschen Bahn gewesen, dann wäre ich es hier geworden. Und jeder, der schon mal versucht hat, auch nur ein Ticket von der Indian Railway zu erstehen, weiss, warum.

Aber zurück zum Thema , ich bin vor allem deswegen noch länger geblieben, weil ich meine Kochleidenschaft doch noch ein wenig intensiver ausleben wollte. Auf der Suche nach Leuten, die mir etwas mehr würden beibringen können als in Hari's Kitchen-Hell wollte ich diesmal aber keine Kompromisse eingehen. Also habe ich das, was in den grossen Volkswirtschaften dieser Welt gerade so heftig diskutiert wird, schonmal mikroökonomisch umgesetzt: Ausgaben rauf und Konsum ankurbeln, wobei im Gegensatz zu Staaten die Geldmenge bei mir leider kleiner wird...

Trotzdem ist mein Konjunkturprogramm bislang überaus erfolgreich verlaufen. Nicht nur, dass ich fortan nur noch in wirklich guten Restaurants gegessen und auch mal in 'ner Luxusherberge übernachtet habe. So habe ich dann auch die richtigen Leute kennen gelernt, also echte Küchenchefs, die mir entweder selbst was gezeigt oder mich an andere verwiesen haben, bei denen ich lernen konnte. Und so bin ich letzte Woche unter anderem zwei Tage lang bei

Nimmy&Paul

in die Schule gegangen und habe jetzt mindestens drei neue absolute Lieblingsgerichte. Ausserdem war ich zum Apero bei den Inhabern eines der coolsten Hotels hier in Cochin eingeladen und kenne nun einen Chefkoch aus San Sebastian, eine der wohl momentan sternenreichsten Städte in Europa. Und morgen gehts zum Kochen und Essen aufs Land zu den Eltern von Dominik, einem Inder, den ich letztens im Bus kennen gelernt hatte. Meine Reise wird nun also langsam zu einem wahren Foodtrail, war ja auch einer meiner Herzenswünsche. An dieser Stelle darf ich nochmal den weisen Paolo Coelho zitieren, dessen "Alchemist" ich grade zu Ende gelesen habe : "When someone is in search of his Personal legend, the entire Universe makes an effort to help him succeed".

Trotzdem muss ich bald mal zusehen, dass ich das ganze gute Zeugs auch mal nachkoche, sonst wird der Druck in ein paar Monaten zu Hause vielleicht zu groß. Denn ich befürchte, dass mit jedem meiner diesbezüglichen Beiträge Eure Erwartungen an mich steigen werden...

Tuesday 15 May 2012

Tigerprawns und Kakerlaken in der Coconut Bay

Das hier, also unten, ist Hari ("Are we in a hurry?" "Yes, my name is Hari"), Chef- und auch einziger Koch bzw. Betreiber des Sunset-Restaurants in der Coconut-Bay in Kerala/ Südindien. Den Kontakt hatte mir jemand, den ich unterwegs in Rajasthan kennengelernt hatte, vermittelt. Klang nach knusprigem Fisch unter Palmen mit Meeresrauschen und kühlen Getränken im Sonnenuntergang, also überaus verlockend. Zumal ich genau dieses Fleckchen Kerala von meinem Besuch vor 6 Jahren noch kannte und wusste, wie idyllisch es dort zugeht. Dementsprechend war ich äußerst dankbar, dass man es mir ermöglichen wollte, in so toller Umgebung die Geheimnisse der Südindischen Küche kennen zu lernen.

Ich hatte in meiner grenzenlosen Vorfreude allerdings außer acht gelassen, dass man hier in Indien einen Ausländer für gewöhnlich als Geschäftspartner betrachtet.

Und so stellte sich, nachdem ich unten angekommen war, heraus, dass umgekehrt Hari mir dankbar sein musste,da ich nicht nur seine einzige Küchenhilfe, sondern zugleich auch sein einziger Gast war und dies mehr oder weniger auch die ganze Woche über bleiben sollte. Wäre ja auch noch zu verschmerzen gewesen, schließlich wollte ich ja vorrangig Kochen und nicht neue Freunde kennen lernen. Erschwerend kam aber hinzu, dass
Haris Küche nicht nur deutschen Hygienestandards nicht entsprach, sondern auch indischen nicht, wobei ich lernen durfte, dass fließendes Wasser in einer Küche vollkommen überbewertet wird und Kakerlaken nicht umsonst auch Küchenschaben genannt werden. Wie dem auch sei, dies führte jedenfalls nach Tag 1 schon wieder zu dem mir leider nur allzu bekannten Magengrimmen, so dass ich einen kurzen Augenblick an sofortige Aufgabe und Abbruch gedacht hatte.

Das wäre allerdings eine schwere Niederlage gewesen, zumal ich auch keinen Plan B in der Tasche hatte. Also Einkäufen gegangen, Desinfektions- und weitere Wundermittel und Schwämme gekauft, erstmal das gröbste weggeschrubbt (bzw. -gescheucht...) und versucht, Hari ein paar Ueberlebensnotwendigkeiten beizubringen. Dann ging's einigermaßen, zumindest habe ich keine Magenprobleme mehr gehabt.

Das Kochen selbst war aber nach guten Anfängen mit spicy Tigerprawns in Mint-garlic Masala doch ein wenig enttäuschend, weil Hari's Chickencurry nach Gulasch schmeckte, die Bandbreite seiner Gerichte so begrenzt war wie die Anzahl seiner Gäste und ich meinen Grundekel irgendwie doch nicht ganz abschütteln konnte. Trotzdem - ich muss wohl einfach noch ein wenig an meinen Arschlochqualitaeten arbeiten - habe ich die vorher meinerseits angekündigte Mindestverweildauer von 1 Woche durchgehalten. Dann aber war Schluss und ich habe mich zur Erholung selbst in eine Ayurvedaklinik eingewiesen, von wo ich mich hiermit und auch das nächste Mal wieder melde.

Thursday 3 May 2012

Vipassana Meditation at Dhamma Thali/ Jaipur - Durch die Hölle zur Erleuchtung


Dass ich mich nun bereits in der nächsten lebensverbessernden Maßnahme (Ayurveda-Kur in Kerala/Südindien) befinde, hat mich wieder daran erinnert, dass noch immer der Bericht über Vipassana aussteht. Da ich mit dem Blog aber insgesamt ja mehr als 2 Monate in Verzug bin, liefere ich diesen Beitrag hier nun, genau vier Wochen später, fast schon in Echtzeit nach...

Vorab sei mitgeteilt, dass diese Einführung in die Vipassana-Meditation die in puncto Schweinehund-Überwindung, Askese und Ausdauer wohl groesste Herausforderung meines ja nun auch nicht mehr ganz so jungen Lebens darstell1t. 10 Tage mit hunderten von Indern und ein paar anderen Bleich- bzw. Gelbgesichtern Schweigen und im Schneidersitz hocken: Welcome to Dhamma Thali Meditationszentrum in Jaipur.

In dieser Zeit als Meditationsschueler lebte ich das Leben eines Bettelmönchs:

Um 04:00 in der Früh ertönt erbarmungslos der Zentralgong, der mich von der Prittsche in meiner knapp 40 Grad heissen Zelle erlöst (Bild siehe unten), ,die ich mir glücklicherweise nur mit zwei Geckos (und nicht etwa mit Indern, die deutlich in der Mehrzahl sind und die, worauf noch zurückzukommen sein wird, ganz andere Vorstellungen von einem gedeihlichen Miteinander auf engstem Raum haben), teilen muss. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass es sich hierbei noch um die Luxusvariante der Schlafmoeglichkeiten handelt, die nur Erstteilnehmern zur Verfügung gestellt wird. Diejenigen, die bereits mindestens einen Vipassana-Kurs belegt haben, haben nämlich laut den Verhaltensregeln auf "hohe und bequeme Betten zu verzichten". Ich habe diese "Old Student"-Unterkünfte nicht kennengelernt, kann mir aber, abgesehen von einem Fakir- oder gar keinem Bett, keine wirklich großen Steigerungen mehr vorstellen.

Vor mir liegen jedenfalls zu dieser frühen Stunde täglich 10 (in Worten: zehn!) Stunden Meditationsmarathon plus 3h Unterricht, unterbrochen nur von kargen und gar nicht mal so gut schmeckenden Mahlzeiten um 06:30, 11:00 (Mittagessen!) und 17:00 Uhr. Trotzdem stellen Frühstück, Mittag- und Abendessen die Highlights des Tages dar und es ist schon erstaunlich, wie sehr ich mich jeden Tag wieder auf Pampe (Porridge ungezuckert), Pampe-Pampe (Porridge gezuckert) zum Frühstück, Bitter-Pampe (grünes Gemüse verkocht und ungewürzt) mit Reis und Brot zum Mittag sowie erneut Pampe-Pampe (Reste vom Morgen?) mit Puffreis und Erdnüssen (!) zum Abend gefreut habe. Und nach den ersten 3 Tagen habe ich auch nicht mehr von BigMacs und Ben&Jerry's Chocolate Fudge Brownie geträumt (hab ich wirklich einmal!).

Die Nahrungsaufnahme selbst muss man sich ungefähr so wie in amerikanischen Gefängnisfilmen vorstellen: Schlange stehen vorm Futtertrog, keiner redet, jeder starrt in sich versunken auf das, was er vor sich auf dem Tablett hat, Geklapper von Blechgeschirr, eigenhändiger Geschirrabwasch und Abgang.

An dieser Stelle - ich hatte es oben schon angekündigt - ein paar Worte zu den Ess- und Verdauungsgewohnheiten der indischen Mitgefangenen. Ich hatte mich zuvor ja schon einigermaßen damit abgefunden, dass es der Inder offenbar für richtig und wichtig hält, sich schnellst möglich und auf offener Strasse all dessen zu entledigen, was sein Körper nicht mehr benötigt. Hier wurden allerdings neue Massstaebe gesetzt. Selbst im Schneidersitz und aus ein Meter Entfernung wurde aus allen Körperöffnungen hemmungslos Luft abgelassen. Vor allem in den frühen Nachmittagsstunden erinnerte dies irgendwie an einen Teich voller alter Kröten mit Verdauungsstörungen.

Wie dem auch sei, der Nachmittag zwischen 13 und 17 Uhr gehörte wieder der Meditation bzw. dem Meditationsunterricht. Nach dem Abendsnack zur Abwechslung noch eine kleine Meditationseinheit zwischen 18 und 19.00 Uhr und dann 1,5 Stunden Videobotschaft des großen Vipassana-Meisters S.N. Goenka. Im Anschluss daran bis 21.00 Uhr eine kleine Meditationseinheit zur Abrundung des Tages.

Das alles in Verbindung mit den in den ersten Tagen starken Schmerzen in Knien, Rücken und Ohren (letzteres hervorgerufen durch für westliche Hörgewohnheiten unerträgliches "Chanting", also Meditationssingsang auf Sanskrit, der sich anhörte, wie Helge Schneider auf Valium) sowie staendigem Hungers (ich muss während der Meditation mindestens 5 Kilo abgenommen haben) ließ den einen oder anderen Teilnehmer an Aufgabe denken. Und das taten dann tatsächlich auch ein paar, andere wurden sogar des Feldes verwiesen, weil sie sich den Regeln zuwider verhielten, also z.B. miteinander quatschten, den Unterricht schwänzten oder T-Shirts mit Aufdruck wie "Nobody is perfect and I'm Nobody" trugen, weil solche Albernheiten als konzentrationsstörend empfunden werden könnten. Okay, das war jetzt gelogen (also dass das Tragen solcher Shirts verboten gewesen wäre, das T-Shirt selbst gab es dort!), hätte mich aber auch nicht weiter gewundert. Schliesslich bin ich selbst einmal ermahnt worden, meine Yoga-Entspannungs-Dehnungungsuebungen, die ich in der Pause vor der Meditationshalle machte, doch bitte schön in meinem Zimmer und allein fortzusetzen, da das Herumstehen auf einem Bein die Unerwünschte Aufmerksamkeit der übrigen Kursteilnehmer auf sich ziehen könnte! Diesen als höchst ungerecht empfundenen Verweis konterte ich noch am selben Tag mit einer schriftlichen Eingabe (das war immerhin erlaubt), man möge doch bitte eine Durchsage an alle Teilnehmer machen, dass das öffentliche Sich-Luft-Verschaffen andere in ihrer Meditation stören könnte. Keine Ahnung, ob es an meinem Einschreiten lag, jedenfalls hing anderntags ein Hinweisschild aus, wonach man sich im Falle von "Gas related Problems" doch bitte freundlicherweise in die Privatgemächer zurückziehen möge. Incredible India!

Soweit mal zu groben Ablauf des Ganzen. Nun wird sich der ein oder andere zu Recht fragen, warum ich mir das alles angetan habe und warum ich nicht einfach auch mal Urlaub mache. Nun, da ich ja seit vielen Jahren schon meditiere (als Entspannungsübung) und mir das bislang sehr gut getan hat, wollte ich meinen diesbezüglichen Erfahrungshorizont hier in Indien (wo kann man das wohl besser) erweitern und etwas in dieser Richtung machen. Und der Zufall wollte es, dass ich schon im Flieger von Istanbul nach Mumbai diesen Indischen Geschäftsmann kennenlernte, der mir von Vipassana und seinen eigenen Erfahrungen damit erzählte. Und da der Mann kein weissgewandeter, langbärtiger Spinner war, wie mir zumindest schien, habe ich ihm einfach mal Vertrauen geschenkt.

Kurz gesagt, geht's bei Vipassana in erster Linie darum, einen klaren Blick auf sich selbst und die Welt zu bekommen und den Sinn fürs Wesentliche zu schärfen. Dies drückt sich zunächst vor allem darin aus, dass man unabhängiger vom Lauf der Dinge wird, den man sowieso nicht oder nicht mehr beeinflussen kann. Man reagiert gelassener auf die vielen kleinen und großen alltäglichen Katastrophen, weil man während der Meditation ganz nah am eigenen Körper erfährt, dass Dinge in einem passieren, Gefühle, Empfindungen entstehen und in der nächsten Sekunde auch schon wieder verschwinden. Man akzeptiert das als Naturgesetz. Und so wird man einfach friedvoller und zufriedener und kann seine Energie für das verwenden, was einem wirklich wichtig ist. Und der Geist wird durch Vipassana auch geschärft. Und der Sinn für den gegenwärtigen Moment, ohne in der Vergangenheit zu verharren oder allzu zukunftsbesorgt zu agieren. Naja, zumindest nach und nach und in kleinen Schritten, aber es wirkt, ich habe es erfahren. Und wie habe ich doch neulich gelesen: those who would like to see the rainbow, must also go through the rain.

Wer Interesse hat, der möge sich auf

youtube

die Rede von S.N.Goenka, dem Vordenker und eigentlichen Guru der hier beschriebenen Vipassana-Meditation, vor der UN-Vollversammlung anschauen (bitte beachten, dass der link mit dem
iPad generiert wurde und auf nicht-mobilen Geräten möglicherweise nicht funktioniert, dann müsst ihr auf youtube einfach s.n.goenka suchen und ihr werdet finden)

In diesem Sinne: Bhavatu Sabba Mangalam (May all beings be happy)!







Tuesday 1 May 2012

restaurant gunpowder, new delhi

Weil ich heut gefragt wurde, was man am besten mit frischer Kokosnuss anstellen soll. Vielleicht das, was ich in gleich zweimal im restaurant gunpowder in hauz khas village in delhi essen musste, weil's so gut war: SOONDAL, also knusprig angebratene Kichererbsen mit grünem Chillie, zwiebeln, frischen Kokosnussraspeln und limejuice. Ansonsten siehe auch unten und

http://www.facebook.com/gunpowderkitchen