Saturday 6 October 2012

Laos

Was bin ich froh, dass ich diesen kleinen Abstecher noch gemacht habe. In Laos hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass sich die Laoten (?) wirklich freuen, dass man ihr Land bereist, so viele freundliche und lachende Gesichter. Na gut, das hat bestimmt auch damit zu tun, dass Laos noch immer eines der ärmsten Länder dieses Planeten gehört und der Tourismus, neben BeerLao (der größten Brauerei und - vollkommen zu recht - ganzer Stolz des Landes) die Haupteinnahmequelle darstellen dürfte. Aber das trifft mit Abstrichen eigentlich auch auf Vietnam zu, wo es wesentlich weniger freundlich zugeht. In der Tat habe ich über Vietnam auch einige Horrorgeschichten gehört, aber die erzähl ich hier lieber nicht.

Und überhaupt: aufgesetzte Freundlichkeit und Dauergrinsen ist das eine, ehrliche Gastfreundschaft das andere. Und in Laos habe ich letzteres erfahren. Am coolsten war ein Abend in einem weit abgelegenen Dorf am Nham Ka-River, wo wir (meine Reisegruppe bestand zu dieser Zeit aus einer Kanadierin, einem Holländer und einem Israeli), von zwei Laoten, die dort demnächst eine Bar eröffnen wollen, zu einer Art Preview-Party geladen wurden. Mit anwesend waren noch ein paar andere Dorfbewohner, unter anderem "Mr. Dee", ein Dschungeljaeger, der den ganzen Abend über recht einsilbig war, aber dann nach reichlichem Konsum von LaoLao (selbstgebrannter Schnaps) anfing, alle möglichen Urwaldtiere zu imitieren, um sie schliesslich mit seiner Gitarre bewaffnet imaginär zu erlegen, ganz starker Auftritt, siehe unten irgendwo. Also ziemlich wild das Ganze, wenn man bedenkt, dass wir in einem 200-Seelen Dorf ohne regulären Stromanschluss waren. Nun habe ich einen Laotischen DJ als Freund (der eine Gastgeber arbeitete als DJ in einer Bar in Luang Prabang, die touristischen Hochburg von Laos), um dessen musikalische Nach-Erziehung ich mich kümmern werde, sobald ich wieder zu Hause bin und Zugriff auf meine digitale Plattenkiste habe.

Auch ist Laos so ziemlich das entspannteste Land Südostasiens: ausser gemütlichen Wasserbüffeln, die einem hin- und wieder den Weg versperren, wenig Verkehr, kein Gehupe, sehr grün und sauber, sieht man mal von den noch immer in großen Mengen im Boden tickenden "UXOs" ab, also "unexploded ordonance = Landminen und andere auch 40 Jahre nach Ende des Vietnamkriegs noch immer nicht entschärfte Bomben der Amerikaner. Vermutlich ist das jetzt politisch unkorrekt, aber je länger ich hier in Südostasien unterwegs bin, desto weniger habe ich das Gefühl, dass wir Deutschen die schlimmsten Kriegstreiber im 20. Jahrhundert waren. Und während wir Deutschen uns bis vor wenigen Jahren noch im Dauerschaemen übten, tragen die Amis ihren Lifestyle mit Stolz in die hintersten Winkel der Welt. Woher nehmen die dieses Selbstbewusstsein?

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ebenfalls sehr sympathisch: der Buddhismus ist selbst in den kleinsten Dörfern in Form von safranrot-orange gewandeten Mönchen allgegenwärtig. Und die Tempelanlagen: alles ein bisschen kleiner und bescheidener als in Thailand, aber dafür oberstylish!

Natürlich habe ich auch in Laos die heimische Speisekarte rauf- und runtergegessen und -gekocht und dabei dabei zumindest ein absolut spektakuläres Gericht entdeckt: mit gehacktem Hühnchen gefülltes Lemongrass - phantastique!

Ansonsten kann ich noch berichten, dass mir das Reisen immer leichter fällt und ich immer mehr gelernt habe, auf den gewohnten Luxus zu verzichten. In Laos habe ich die meiste Zeit in sehr einfachen Unterkünften gehaust und mir mein Zimmer mit fremden Menschen (und Tieren!) geteilt. Und ich war viel in der Natur unterwegs, was bislang nicht gerade zu meinen bevorzugten Betätigungen gehörte. Auch habe ich meine persönliche Bestleistung im Low-Budget-Übernachten aus Indien noch unterboten (3€/ pro Nacht). Wenn das so weitergeht, dann wird mich diese Entwicklung nächstes Jahr wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit doch endlich mal zum Melt!, und zwar auf den dortigen Zeltplatz führen (an alle Eltern, Großeltern und Ü-40iger: das Melt! ist ein Festival im Osten Deutschlands, auf dem mehrere Tage lang sehr laute, vorwiegend elektronische Popularmusik gespielt und wenig bis gar nicht geschlafen wird, dafür aber umso mehr alkoholische Getränke und andere bewusstseinserweiternde Substanzen konsumiert werden).

Soweit mal wieder. Das nächste Mal dann über China, wo ich nun seit 1 Woche bin.