Thursday 22 November 2018

Nachschlag 2018

Nach sechs Jahren hat es mich für ein paar Wochen mal wieder nach Indien verschlagen. da fiel mir doch glatt mein alter Reise Blog ein und ich musste schauen ob der nicht inzwischen einen virtuellen Tod gestorben war. ist nicht der Fall, wie ihr seht und so gibt es hiermit sozusagen einen kleinen Nachschlag.

Diesmal habe ich nun endlich bei den OSHOS in Pune vorbeigeschaut, hatte ich damals bereits schon einmal kurzzeitig in Erwägung gezogen, dann aber doch nicht umgesetzt, sondern stattdessen ja zehn asketische Tage Vipassana Meditation gemeinsam mit rund 300 Indern gemacht, die – einige von euch erinnern sich vielleicht noch – ein recht ungezwungenes Verhältnis zu den Ausdünstungen ihres Körpers haben...

Der Unterschied hierzu könnte im OSHO international Meditation Resort in Pune  – von manchen auch Club Meditation genannt – größer kaum sein. OSHO selbst erstellte zu lebzeiten die Frage, wo denn geschrieben stünde, dass ein spiritueller Führer in Sack und Asche leben müsste, und grüsste seine Anhänger wie die Presse gerne aus einem seiner – Gerüchten nach von Hollywoodgrößen gesponserten - 93 Rolls Royce. Das Medization Center bewegt sich architektonisch und ausstattungsmäßig ebenfalls in der Oberklasse. Alle Gebäude in edlem schwarzen Stein, klare Linien und Formen, hochwertige Materialien. Im Eingangsbereich des Gästehauses, wo ich untergebracht war, eine Corbusier Sitz Gruppe, alle Räume klimatisiert und zur Entspannung vom mitunter recht anstrengende Meditations Programm steht ein 50 m Swimmingpool,  zwei Tennisplätze Tischtennisplatten sowie Sauna und Jacuzzi zur Verfügung. mit anderen Worten: für mich das Paradies.

Der Beginn der Meditationswoche besteht aus ziemlich viel nervigem administrativen  Gewese, Einführungs-/ Infoveranstaltungen und dem Einkauf angemessener Kleidung (tagsüber aubergine- bzw. weinrot farbiges und abends weißes Gewand). Ich bin trotzdem, obwohl erst am zweiten Tag meiner Reise, tiefenentspannt. Vielleicht liegt das an den vielen freundlichen und lächelnden Gesichtern, in die ich hier schauen darf. Oder an der Einheitskleidung, die den gesamten Ort noch magischer erscheinen lässt, als er ohnehin schon ist. Ich bin jedenfalls sofort ein großer Fan der OSHO – Uniform geworden - wer hätte das gedacht!

Die Nacht ist hier für mich um 5:40 Uhr zu Ende. Aufstehen und für die erste Meditationseinheit fertig machen. Täglich um 06:00 Uhr steht eine der drei Klassiker, die man hier unbedingt mitnehmen sollte, auf dem Programm: OSHO Dynamic Meditation, eine wilde Abfolge von chaotischer Atmung, Herumgeschrei und Winselei, Schlachtgesang (isländischen Fußballfans ähnlich, wobei sich die Frage stellt, wer hier voneinander abgekupfert hat), ekstatischen Tanz und plötzlicher Bewegungslosigkeit. Absolut atemberaubend und beeindruckend, wenn das mehrere hundert Menschen gleichzeitig machen. Schon um 07:00 Uhr morgens habe ich jedenfalls soviel Energie und gute Laune, wie sonst nur unter Zuhilfenahme von was anderem.

Um 7:30 Uhr könnte ich gleich die nächste Meditation machen (insgesamt werden täglich rund 10-12 verschiedene Veranstaltungen angeboten), ich entscheide mich stattdessen lieber dazu, in die Sauna beziehungsweise Swimmingpool zu gehen, schließlich sollte die Anschaffung einer weinroten Badehose (!) ja nicht umsonst gewesen sein;)

Danach ein Masala Omelette und einen Chai zum Frühstück. Um zehn geht es dann weiter mit meinem „No-Mind-Kurs“, was gleichbedeutend ist mit zunächst zu unfassbar dämlicher Musik (u.a „Cotton Eyed Joe“) tanzen, dann eine Stunde lang sinnloses Quasseln, murmeln, singen oder gern auch schreien, und das in einer Sprache, die man gar nicht spricht. Betreuter Schwachsinn sozusagen. Danach 1 Stunde stilles Sitzen.

Nach dem Mittagessen in der hauseigenen Kantine mit Pool Blick und interessanten Gesprächen mit Leuten von Japan bis Iran sowie einer zur Abwechslung mal sehr friedlichen Klang bzw. Summ- Meditation dann ein weiterer OSHO-Klassiker: Kundalini - mein Favorit. Die hierfür erforderlichen schlaksigen Zappel-Bewegungen fallen mir sofort leicht und die Musik, zu der man später tanzt, ist absolut traumhaft, ein bisschen wie techno mit selbstgebastelten folkloristischen Instrumenten, repetitiv und alles verschlingend - ein Wahnsinn!

Jeden Abend von 18:45 Uhr bis circa 20:30 dann das Evening Meeting, indem alle im weißen Gewand erscheinen und wo zunächst ebenfalls viel getanzt und auch ein bisschen Quatsch gemacht, vor allem aber dem Meister gelauscht wird, der auf eine Videoleinwand reingebeamt wird. Anfangs war ich ehrlich gesagt reichlich skeptisch, da OSHO mitunter ein wenig aus der Zeit gefallenen Blödsinn erzählt (die Videos stammen größtenteils aus den 80ern) und teilweise auch Widersprüchliches von sich gibt. Irgendwann hab ich dann aber verstanden, worum es ihm geht und dass das wohl dazugehört. Von da an habe ich die Video Lectures ziemlich genossen, zumal OSHO ein begnadeter Entertainer und Witzeerzähler war. Mit einem Witz endet dann auch jedes Evening-Meeting, bevor dann noch mal ein wenig getanzt wird.

Später am Abend gibt es dann noch verschiedene Veranstaltungen, manchmal legt jemand auf und es wird wieder getanzt, ein anderes Mal spielt eine Live Band oder man kann sich selbst als Sänger versuchen. Oder Malen oder oder oder.

So manch einem wird das hier alles ein bisschen zu eso und vielleicht auch lächerlich vorkommen. Ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Aber wer sich drauf einlässt, der wird erkennen, dass das Ganze wirkt – just trust the process. Ich war jedenfalls noch nie innerhalb von nur wenigen Tagen sowohl mental als auch physisch so erholt wie hier. Man braucht die OSHO-Bewegung auch nicht unbedingt toll zu finden. Und es wird auch niemand gezwungen, etwa der Gemeinschaft beizutreten. Man kann hier einfach das mitnehmen, was einen interessiert. Dem einen wird es dabei darum gehen, nur mal wieder der Kopf frei zu bekommen. Andere möchten vielleicht ihre lebenslang erlernten Verhaltensmuster und Blockaden aufbrechen, um frei zu werden für Neues. Wieder andere wollen Ängste überwinden oder Traumata verarbeiten. Für all diese Zwecke sind die aus Körperarbeit und Meditation bestehenden Übungen hervorragend geeignet. Das ganze Setting ist dabei auf Genuss und Freude ausgelegt und nicht auf Askese und Verzicht. Wo gibt‘s denn sowas bitte? Für mich war das jedenfalls eine Woche im Happy-Eso-Wonderland und wäre am liebsten viel länger da geblieben. Aber ich werde schon bald wieder zurück kommen, denke ich!

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